Ideenentwicklung #3: Der Netflix-Effekt

Geschäftsidee durch Serienmarathon? - Der Netflix-Effekt

Serie gucken und dabei produktiv eine eigene Geschäftsidee entwickeln? Das passt nicht zusammen!? Das habe ich auch gedacht. 

Hypes im Blick haben

Wenn man sich allerdings darüber bewusst wird, dass insbesondere private Sender oder Streaminganbieter darauf angewiesen sind, den Geschmack ihres Publikums bestmöglich zu treffen, dann wird einem schnell klar, dass im Hintergrund dieser Anbieter sicherlich eine sehr gute Marktforschung betrieben wird. Im Endergebnis werden Filme und Serien mit potentiell thematisch interessanten Inhalten und Storys ausgewählt oder, im Falle von Netflix oder Amazon, selbst produziert.

Solltet ihr also auf der Suche beispielsweise nach einer guten Produktidee sein, dann kann es sich lohnen vielleicht etwas mehr im Blick zu haben, welche Serien aktuell stark „gehypt“ werden und ob sich dieser Hype in einem bestimmten Produkt widerspiegeln könnte.
 

Das Damengambit - Schach als Hype

Ein gutes Beispiel für einen solchen Hype ist die Netflix-Serie „Das Damengambit“ (Abb. 1). Die Serie spielt in den 1950er Jahren und thematisiert den Weg eines Waisenmädchens zur Weltmeisterschaft in der damals stark männerdominierten Schachwelt. Deutlich steht hier aus Produktsicht das Schachbrett im Mittelpunkt. Die Erstausstrahlung der Serie erfolgte weltweit ab dem 23.10.2020.

Ab Beginn der Erstausstrahlung konnte u. a. in Deutschland (aber z. B. auch in den USA) ein deutlich erhöhtes Suchvolumen nach dem Wort „Schachspiel“ in Google Trends vermerkt werden (siehe Abb. 2).

Weitere Nachforschungen ergeben dann zusätzlich eine bereits durch die Corona-Pandemie gesteigerte Nachfrage nach Schachspielen und erhöhte Beitrittszahlen in Schachvereinen.

Wie kann man sich dieses Wissen jetzt zu Nutze machen? Wenn man darüber nachdenkt, wie man das Produkt „Schachbrett“ vielleicht mit den interessanten Themen der heutigen Zeit verbinden kann, dann kommt man schnell auf die Idee das Produkt „irgendwie zu digitalisieren“.

Genau diese Idee hatte ein Gründerteam im März 2021 und startete mit einem entsprechenden Produkt (dieses beinhaltet eine Trainings-KI, eine zugehörige App etc.) eine Kampagne auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter.

Fundingziel waren 30.000 US-Dollar. Diese waren bereits 25 Minuten nach Kampagnenstart erreicht. Beendet wurde die Kampagne ein paar Wochen später mit einem Fundingbetrag von 1,7 Millionen US-Dollar (siehe Abb. 3). Die Auslieferung des Produktes soll ab November 2021 erfolgen.
 

Den Netflix-Effekt nutzen

Dieses Gründerteam hat folglich vieles richtig gemacht: Es hat den Markt (in diesem Fall den „Serienmarkt“) beobachtet, die Chance für eine Produktidee erkannt, diese Produktidee dann mit den heute verfügbaren technischen Mitteln attraktiver gegenüber den Wettbewerbsprodukten gestaltet und anschließend die tatsächliche Marktnachfrage mit einem Prototyp mittels der Kickstarterkampagne getestet. Ein erfolgreicher Weg vom „Netflixen“ zum Unternehmen.

Ich gehe jetzt ein wenig Fernsehen gucken ...


Veröffentlicht am 14.07.2021
Autorin: Daniela Stürmer